Menschen mit Störungen des Wahrnehmens, Denkens oder Erkennens stellen die neurologische Rehabilitation vor große Herausforderungen. Die Celenus Fachklinik Hilchenbach hat eine spezielle Station für sie eingerichtet.
„Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen wird man auf Regelstationen nicht gerecht“, erklärt Manja Weisgerber, Leiterin der Ergotherapie in Hilchenbach. Es geht um Patienten, bei denen oft keine körperlichen Behinderungen im Vordergrund stehen. Dagegen sind sie durch Hirnverletzung oder Schlaganfall geistig stark beeinträchtigt, nehmen ihre Umwelt anders wahr, sind verlangsamt und desorientiert und oft stark wesensverändert.
Orientierung steht im Vordergrund
Mit zwölf Betten ist die Station deutlich kleiner als eine Regelstation. Sie ist geschlossen, zum Schutz der Patienten die ihre Station nur in Begleitung verlassen dürfen. Eine Unterbringung dort setzt das Einverständnis der Patienten voraus oder einen richterlichen Beschluss, wenn Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegen. Vielen Patienten fehlt es an Orientierung. Sie wissen nicht, wo sie sich befinden und warum. Können nicht sagen, welcher Tag heute ist und welche Tageszeit. Orientierung wiederfinden, das steht im Vordergrund bei diesen Patienten. Das therapeutische Programm ist darauf ebenso ausgelegt wie die gesamte Station. Kalender und Uhren sind allgegenwärtig, Klinikname und Ort sind weithin sichtbar auf die Wände geschrieben. Für Stimulation abseits der Therapieeinheiten sorgen Aktions- und Aktivitätswände auf den Fluren, gestaltet von der Ergotherapie.
Therapeuten, Pflege und Ärzte sind gefordert
Eine große Dachterrasse, teilweise überdacht, bietet den Patienten trotz geschlossener Station die Möglichkeit, hinauszugehen und den freien Blick in die Natur zu genießen. Das kommt auch den vielen Patienten mit einem starken Bewegungsdrang entgegen. Neben Ergotherapeuten und Neuropsychologen sind Physiotherapeuten stark gefordert, aber auch die Pflege als Bindeglied zwischen den Fachgebieten. Pflegekräfte üben mit den Patienten vor allem die Aktivitäten des täglichen Lebens wie Waschen und Anziehen. Ein besonderer Fokus der Arbeit gilt den Angehörigen. „Sie können die Erkrankung der Betroffenen oft nicht verstehen“, erklärt die leitende Oberärztin Dr. Petra Langenbach-Seitz „Die Behinderung ist ja nicht sichtbar. Da gibt es viel Gesprächsbedarf.“ Insbesondere aggressives Verhalten, das häufiger bei kognitiven Beeinträchtigungen auftritt, irritiert Angehörige. Auch für das Personal ist der Umgang damit eine Herausforderung, es erhält Fortbildungen zum Umgang mit solchen Patienten. Dazu gehören Techniken der Deeskalation ebenso wie das Verhalten im Team. Die Verweildauer der kognitiv beeinträchtigten Patienten liegt in der Regel über dem Durchschnitt, doch die Erfolge stützen das Klinikkonzept. Bei vielen Patienten gelingt es, sie – mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf – wieder in die eigene Wohnung zu entlassen.